Skip to main content

Schutzprojekte in Brasilien

Riesengürteltiere (Priodontes maximus), die mit bis zu 1,5 Metern Länge und bis 60 kg Gewicht, größte Art, haben eine große Schwäche für Bienenlarven. Diese wird ihnen zum Verhängnis, da sie als Plünderer von Bienenstöcken intensiv bejagt oder vergiftet werden. Durch die fortschreitende Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes und dadurch ihrer Futterressourcen steigen aber zwangsläufig die Übergriffe auf Bienenstöcke. Daher setzt sich unser Projektpartner, das Wild Animal Conservation Institute (ICAS) gezielt für den Schutz der Riesengürteltiere in Brasilien ein. Konkret wird sich auf den Mensch-Tier-Konflikt fokussiert und ein Ausgleich für die betroffenen Bienenhalter geschaffen und gezielte Schutzmaßnahmen für die Riesengürteltiere umgesetzt.

Die Cerrado-Savanne in Brasilien ist ein wichtiger Lebensraum für die von der Ausrottung bedrohte Art, doch einer kürzlich vom ICAS veröffentlichten Studie zufolge gibt es im Bundesstaat Mato Grosso do Sul nur noch 69 isolierte Fragmente eines geeigneten Lebensraums für Riesengürteltiere mit einer Fläche von über 25 km2. Das Revier eines Riesengürteltiers ist 25 km2 groß.

Obwohl die Cerrado-Savanne als artenreichste Savanne der Welt gilt, 5 % aller weltweiten Tier- und Pflanzenarten beherbergt, als wichtiger Kohlenstoffspeicher und Quelle von sechs der wichtigsten hydrologischen Regionen Brasiliens, darunter das Pantanal, anerkannt ist, haben die meisten Menschen außerhalb Brasiliens noch nie etwas von ihr gehört. Daher wird ihr Schutz massiv vernachlässigt. Mangelnder Schutz hat eine groß angelegte landwirtschaftliche Erschließung dieses wertvollen Lebensraums ermöglicht. Die Cerrado-Savanne wird derzeit rasch umgestaltet, um Rohstoffe für den Export zu produzieren. Das meiste Land befindet sich in Privatbesitz und das Schutzniveau ist niedrig, was zum Teil auf den Druck des Wirtschaftssektors zurückzuführen ist. Diese Entwicklung wirkt sich auf eine Vielzahl von Arten aus, darunter auch auf das bedrohte Riesengürteltier.

Wenn nicht rasch Schutzmaßnahmen ergriffen werden, werden die Riesengürteltiere im Cerrado do Mato Grosso do Sul nicht überleben können. Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraumverbundes und zur Reduzierung der Bedrohungen wie Wilderei, Ausweitung der Rinderhaltung, illegale Abholzung und Konflikte mit Imkern sind dringend erforderlich.

Unsere Projektpartner vom Wild Animal Conservation Institute (ICAS) arbeiten im einzigen Schutzgebiet in der Cerrado-Savanne dem Mato Grosso do Sul, im Parque Natural Municipal do Pombo sowie in den 40 umliegenden Ranches, in denen Viehzucht, Kleinbauern und Zelluloseplantagen die wichtigsten Wirtschaftszweige sind.

Der Parque Natural Municipal do Pombo ist ein übersehener Hotspot der biologischen Vielfalt, der geschützt werden muss. Hier wurden kürzlich drei Arten (Vierzeiliger Tegu (Tupinambis quadrilineatus), Gelber Teju (Salvator duseni), Siebenbinden-Gürteltier (Dasypus septemcinctus)) entdeckt, die zuvor in diesem Bundesstaat noch nicht beschrieben wurden. Im Park leben zudem acht Xenarthra-Arten: Südlicher Tamandua (Tamandua tetradactyla), Großer Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla), Riesengürteltier (Priodontes maximus), Siebenbinden-Gürteltier (Dasypus septemcinctus), Neunbinden-Gürteltier (Dasypus novemcinctus), Sechsbinden-Gürteltier (Euphractus sexcinctus) Großes Nacktschwanzgürteltier (Cabassous tatouay), Südliches Nacktschwanzgürteltier (Cabassous unicinctus). Im Park werden aktuell keine Schutz- oder Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt, zudem ist es nicht groß genug um eine lebensfähige Population von Riesengürteltieren oder anderen bedrohten Wirbeltieren zu schützen. Aus diesem Grund ist es dringend erforderlich, mit den umliegenden Ranches zusammenzuarbeiten, um einen wertvollen Lebensraum zu fördern und die Vernetzung der fragmentierten Gebiete zu erreichen.

Die Imker arbeiten in den wenigen verbliebenen ursprünglichen Lebensräumen und sind daher wichtige Interessenvertreter und Partner, die sich für die Erhaltung einheimischer Lebensräume einsetzen. Riesengürteltiere werden von Imkern getötet, weil sie ihre Bienenstöcke zerstören, um Bienenlarven zu fressen. Ein einziges Riesengürteltier kann den Lebensunterhalt eines Imkers innerhalb weniger Wochen vernichten. Unsere Projektpartner arbeiten daran die Vergeltungstötung von Riesengürteltieren zu beenden und die Vorteile der Koexistenz mit Riesengürteltieren sowie Methoden zur Vermeidung von Angriffen zu fördern. 150 Imker konnten bereits für die Produktion von gürteltierfreundlichem Honig zertifiziert werden und das Projekt wurde auf vier weitere Regionen ausgeweitet. Nun sollen die Bemühungen weiter verstärkt werden.

Da in der lokalen Bevölkerung nur wenig über die einheimische Fauna und Flora bekannt ist wird ein Lehrerausbildungsprogramm etabliert und altersgerechte Module für Schulen erarbeitet. Darüber hinaus werden Möglichkeiten für lokale Schulen geschaffen, die Projektarbeit in der Cerrado-Savanne zu erleben. Die „Zootier des Jahres“-Kampagne unterstützt das Projektteam mit der Finanzierung eines Geländewagens, verschiedener Ausrüstung wie Kamerafallen und GPS-Sender sowie Umweltbildungsmaterial.